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Modersohn- Becker Mädchen mit Katze

Bildbetrachtung von Inga Schnekenburger

Paula Modersohn- Becker:
Mädchen mit Katze im Birkenwald
1904, Öltempera auf Leinwand, 99 × 81,5 cm
Bremen, Sammlung Ludwig Roselius


Dieses Bild von Paula Modersohn- Becker erzählt uns eine Geschichte.
Die Geschichte handelt von Bedrängnis und Erschöpfung.

Hatte sich die Katze im Birkenwald verlaufen? Düster und ernst ist die Stimmung, fast bedrohlich. Die Dunkelheit nimmt im Bild die größte Fläche ein. Gefahr scheint irgendwo zu lauern. Ängstlich blickt uns die Katze an, sie traut uns nicht... was mag sie erlebt haben?

Aber was es auch war: wie ein dunkler Fels steht das Mädchen zentral im Bild und beschützt die kleine Katze. Jetzt ist die Katze in Sicherheit! Nachdenklich sieht das Mädchen aus, sie schaut den Betrachter nicht an, ihr Blick ist seltsam nach innen gekehrt. Fast wirken die gelblichen Flächen wie ein Heiligenschein um den Kopf des Mädchens, gebildet durch einen gelbgrünleuchtenden Birkenstamm links und einen Ausschnitt des Himmels, der schmal am oberen Bildrand zu erahnen ist.

Mädchen mit Katze Detail

Detail "Kopf des Mädchens, Katze" aus Mädchen mit Katze im Birkenwald von Paula Modersohn-Becker, 1904

Das Mädchen und die Katze wirken erschöpft

Sie sind beide stumm. Die Mundwinkel des Mädchens sind nach unten gezogen, die Katze hat scheinbar kein Mäulchen. Nur die Augen der Katze schauen uns groß und dunkel an. Beschützend liegen die Hände des Mädchens zwischen dem Betrachter und der Katze. Beruhigend scheint die linke Hand des Mädchens auf die Katze einzuwirken, ihre rechte Hand hält das rechte Vorderbein der Katze sanft fest.Kraft geht von dem Mädchen aus und Ruhe, obwohl sie erschöpft wirkt.

Vielleicht haben die anderen Kinder, die noch im Wald zu sehen sind, geholfen, die Katze zu finden. Die scharlachrote Jacke vom blonden Kind links im Bild ist der einzige lebhafte Farbtupfer. Aber die Figuren scheinen nicht wirklich beteiligt zu sein, sie sind nur angedeutet, bleiben im Hintergrund, wenden sich von dem Mädchen mit der Katze ab.

Die Katze wird sicher im Arm des Mädchens eingeschlossen, kreisförmig hat Paula Modersohn-Becker das Tier gemalt: Der Rücken der Katze und der getigerte Schwanz bilden eine Kreisform, der Kopf lugt heraus - und diese hell-leuchtende Katzenkugel wird eingerahmt durch festentschlossene Arme und Hände. Das dunkle Kleid bildet den ruhigen Hintergrund. Die beiden haben sich ja getroffen, sie sind nicht allein. Die Gefahr für die Katze ist vorüber, die Zeit der Angst ist vorbei, sie werden - noch bevor es ganz dunkel sein wird- zusammen zu Hause ankommen.

Detail Katze

Detail "die Katze im Arm" aus Mädchen mit Katze im Birkenwald von Paula Modersohn-Becker, 1904

Paula Modersohn-Becker hat uns eine Geschichte erzählt mit diesem Bild

Die Farben sprechen,
der Rhythmus der Bäume spricht,
die Strukturen des Farbauftrags sprechen,
die hellen und die dunklen Bereiche in ihrer Verteilung sprechen zu uns

Das Mädchen und die Katze hingegen werden weiter schweigen, bleiben stumm und wollen auch nichts von uns hören. Ein Meisterwerk der Malerei!

Inga Schnekenburger, 26. März 2002

Surftipp

Das Bild von Paula Modersohn-Becker mit der Katze ist 1904 entstanden. Auch 2003 haben es Katzen (und Menschen, die ihnen helfen) nicht leicht. Da werden Katzen lebendig begraben - und den Helfern werden nur "Steine in den Weg gelegt". Lesen Sie den Bericht vom Mai 2003 bei tierdach.de: Dringend Hilfe für Wildlinge benötigt! Bericht von Trudi Straeten: "Im Park der berühmten Benediktiner-Abtei, in Pulheim-Brauweiler, betreue ich seit Herbst 1983 freilebende Katzen. Die allererste Einfangaktion war nicht nur ein sehr schwieriges Unterfangen, weil dies von der ehemaligen Direktion des Landschaftsverband Rheinland nicht gestattet war und mein Mann, Gerd, und ich deshalb sehr vorsichtig vorgehen mussten, sondern es war auch eine überaus traurige Erfahrung für uns beide." Welche Schwierigkeiten - für die Katzen und auch für die betreuenden Menschen es gibt, und wie SIE helfen können, lesen Sie bitte hier: Tierdach

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