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- Franz Marc "Schafe"
Bildbetrachtung von Inga Schnekenburger

Schafe, Gemälde von Franz Marc,
1912, Öl auf Leinwand, 49,5 cm x 77 cm, Saarland
Museum
Bildbetrachtung von Inga
Schnekenburger
"Gibt es für Künstler
eine geheimnisvollere Idee als die, wie sich
wohl die Natur in den Augen eines Tieres spiegelt?
Wie sieht ein Pferd die Welt oder ein Adler,
ein Reh oder ein Hund? Wie armselig, seelenlos
ist unsere Konvention, Tiere in eine Landschaft
zu setzen, die unseren Augen zugehört,
statt uns in die Seele des Tieres zu versetzen."
Zitat von Franz Marc
Ruhende Schönheit
Es
gibt Momente im Leben der Menschen, die wir als
tief zufrieden oder sogar als glücklich bezeichnen
würden. Zur Ruhe gekommen, "wunschlos
glücklich", eins mit der Umgebung, umgeben
vielleicht zusätzlich mit einem guten Freund
oder einer guten Freundin. Es ist dann vielleicht
alles klar und still in uns. Alle unsere Wünsche
sind zur Ruhe gekommen.
Auch Tiere können bestimmt
so einen Gefühlszustand erleben, auf "rosaroten
Wolken schweben". Franz Marc hat ihn gemalt,
diesen Moment des Glücks, des inneren Friedens,
in seinem Bild "Schafe".
Das graziöse, anmutige
Schaf
in der Mitte des Bildes ruht in
Schönheit, das etwas kräftigere Schaf
rechts im Bild steht ihm treu zur Seite. Die beiden
kämpfen nicht um ihr Dasein, sie sind einfach
da und geniessen ihr Leben. Sicher, solche Momente
gehen wieder vorüber.
Das schlafende Schaf wird wieder
erwachen, das wachende vielleicht wieder weggehen.
Aber jetzt, in diesem Moment, ist alles wunderschön,
und der Freund ist in beruhigender Nähe.
Sein Fell ist grün, Franz Marc hat das Fell
vielleicht grün gemalt, weil diese Farbe
beruhigend wirkt. Die Farbe soll den Ausdruck
der Ruhe steigern. Das Grün stellt auch eine
brückenhafte Verbindung zum schlafenden Schaf
her. Die Farbe verbindet beide miteinander.
Der hellste Bereich des
Bildes
ist
bei den Köpfen der Schafe und bei der Herzgegend
des wachenden Schafes. Fast weiß ist der
Bereich zwischen ihnen und in ihren Köpfen,
es ist wieder eine "Farbbrücke"
zwischen den Tieren. Weiß ist die Farbe
der Reinheit.
Die Flanke des ruhenden Tieres
korrespondiert mit der Fellfarbe des stehenden
Schafes. Magenta und Grün sind komplementäre
Farben, die sich suchen und gegenseitig steigern
in ihrer Leuchtkraft. Magenta, mit Weiß
aufgehellt fast rosa, sind auch die Nasen der
Tiere gemalt.
Im Hintergrund sehen wir warme
Rot- und Orangetöne, die wie Feuer leuchten.
Der Körper des ruhenden Schafes ist auch
orange gemalt, aber das Orange ist verdunkelt,
die Farbe ist so müde wie das Schaf. Das
Tier hat die Wärme des Tages in sich aufgenommen.
Eingerahmt wird die Szene durch
ein tiefes, dunkles, stilles Blau. Das Blau oben
im Bild könnte den nächtlichen Himmel
symbolisieren. Und dieser Himmel ist auch auf
der Erde, unter den Schafen. "Der Himmel
auf Erden" für zwei Wesen, doppelter
Frieden.
Wie auf einer rosaroten
Wolke gebettet
... liegt das Schaf da. Das Schaf
rechts daneben wirkt auch etwas müde, ist
aber noch nicht gänzlich zur Ruhe gekommen.
Seine Nase zeigt nach unten, zum grasgrünen
Farbstreifen. Diese Farbe wiederum korrespondiert
mit einem gelbgrünen Fleck am Bauch, und
dort, im Bauch, ist ja auch das Gras, das tagsüber
von diesem friedlichen Vegetarier gefressen worden
ist. Ein schattiges Blau scheint sich wie ein
Lager unter dieses Schaf zu schieben, bald wird
auch das zweite Schaf schlafen, zur Ruhe gekommen
sein.
Alles in diesem Bild steht in Beziehung
zueinander. Auf unnötige Details oder gar
Verzierungen wurde bewusst verzichtet. Mit einem
Farbstrich wurde zum Beispiel ein Auge gemalt.
Die ungewöhnlich breite Kontur um beide Tiere
betont die Form der Körper. Die Tiere sind
verbunden, aber sie sind - jedes für sich
- auch einmalige Individuen.
Das Bild "Schafe" von
Franz Marc ist eines der anmutigsten Tierbilder,
die ich kenne.
Inga Schnekenburger, Mai 2003

August Macke:
Porträt des Franz Marc. 1910, Öl
auf Pappe, 50 × 39 cm. Berlin, Neue
Nationalgalerie.
August Macke, geboren am 3.
Januar 1887 in Meschede, gestorben am 26.9.1914
in Perthes-les-Hurlus, ebenfalls auf einem
Schlachtfeld des Ersten Weltkrieges. |
Der
Künstler
Franz Marc wurde am 8. Februar
1880 in München geboren. Er starb am
4. März 1916 auf einem Schlachtfeld
des Ersten Weltkrieges bei Verdun.
Die Tiere waren das bevorzugte
Motiv im Schaffen von Franz Marc. Im Jahr
1912, als er das Bild "Zwei Katzen,
blau und gelb" malte, ntstanden noch
folgende Tierbilder:
- Rote Rehe II
- Tierlegende
- Hirtin (mit zwei Schafen)
- Schlafende Hirtin (mit schlafendem
Schaf)
- Zwei Katzen, blau und gelb (Bildbetrachtung)
- Blaues Pferdchen (Kinderbild)
- Kühe, rot, grün und gelb
(als
wallpaper)
- Drei Tiere (Ziege, Katze, Pony)
- nocheinmal Drei Tiere
- Springende Pferdchen
- Springendes Pferd
- Reiter und Pferd im Wald
- Eidechsen
- Der Stier
- Der Affe (Das Äffchen)
- Die kleinen gelben Pferde
- Wildpferdchen
- Tiger (Holzschnitt)
- Tiger (Öl)
- Rotes und blaues Pferd
- Trinkendes Pferd
Surftipp
"Schafe sind extreme
Herdentiere und haben ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl."
Schafseite
bei Tierdach.de |
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