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Tiere in der Kunst bei onlinekunst.de - Franz Marc "Zwei Katzen, blau und gelb"
Bildbetrachtung von Inga Schnekenburger

Franz Marc  zwei Katzen

Zwei Katzen, blau und gelb, Gemälde von Franz Marc, 1912, Öl auf Leinwand, Two Cats, Blue and Yellow, Oil on Canvas, Höhe 74 cm Breite 98 cm, Basel, Öffentliche Kunstsammlung, Kunstmuseum Basel


Bildbetrachtung von Inga Schnekenburger

"Was bedarf die Natur des Denkens und Sorgens? In der Natur kehrt alles zum gemeinsamen Ursprung und verteilt sich auf die verschiedenen Pfade. Durch EINE Einwirkung wird die Frucht von hundert Gedanken verwirklicht. Was bedarf die Natur des Denkens, was des Sorgens?" Zitat von Kungtse

Die Werbung des blauen Katers

Das Bild zeigt zwei Katzen, eine große blaue Katze unten im Vordergrund des Bildes und eine kleinere Katze, oben rechts im Bild. Am obersten Bildrand ist ein helles Haus gemalt. Im Mittegrund links wächst eine rote Pflanze, im Mittelgrund rechts liegt ein grüner Ball und ein rotes Gebilde mit einem schwanzähnlichen Anhängsel.

Warum nenne ich meine Bildbetrachtung "Die Werbung des blauen Katers? Blau ist eine männliche Farbe. Gelb ist eine weibliche Farbe. Franz Marc hat hier Symbolfarben verwendet, statt die natürliche Fellfärbung der Katzen zu malen. Das blaue Tier ist größer und muskulöser als das gelbe Tier. Ich kann davon ausgehen, dass der Maler Franz Marc einen Kater und eine Katze darstellen wollte. Und in der Mehrzahl heißen Kater und Katze "Katzen". Der Titel berücksichtigt die Farbgebung, dem Künstler waren diese Farben im Bild also besonders wichtig.

Die Farbe Blau dominiert

Nicht nur der Kater ist blau. Ein angedeuteter Himmel ist ebenfalls Blau, aber etwas heller als das Blau des Katers. Hinter ihm und vor der gelben Katze sehen wir ebenfalls ein helleres Blau. Vor der gelben Katze ist eine cyanblaue Fläche. Wenn wir das Bild umkehren in der Farbigkeit, werden die Farbzusammenhänge deutlicher:

Originalfarben

Bild in Originalfarben: Zwei Katzen, blau und gelb

Franz Marc hat hier mit komplementären Kontrasten gearbeitet: Das Haus im Originalbild ist hell, das Dach ist dunkel. Vor dem Haus ist Violett, davor etwas Gelbgrün. Der Kater ist blau, die Katze gelb. In der Umkehrung (siehe rechts) sehen wir: es sind komplementäre Farben.

invertierte Farben

Das Bild in invertierten Farben

In der Umkehrung sehen wir: auch Kater und Katze ergänzen sich, sind fast komplementär. Nur die rote Farbe findet im Bild keinen Farb-Partner. Sie steht allein. Nur der Bereich unter der gelben Katze hat einen Hauch von der Gegenfarbe erhalten. Das männliche Blau sucht also das weibliche Gelb, das männliche Weiß sucht das weibliche Schwarz, das männliche Rot sucht das weibliche Cyan.

Das Haus

Detail: Das Hausist verbunden mit dem blauen Kater durch den Weg. Oder ist es kein Weg, sondern ein Hinterbein des Tieres? Aber ob Weg oder Bein, es wird auf das Haus hingewiesen. Das Haus ist das Symbol für Menschen. Der blaue Kater scheint also zu den Menschen im Haus zu gehören. Die gelbe Katze ist nicht verbunden mit dem Haus. Sie ist mit der roten Blume verbunden. Hinter ihrem Ohr flammt das Rot als Rotorange auf, der Schatten ihres Ohres zeigt auf den Kater in Richtung der roten Blume.

Die rote Blume ist eigentlich eine Knospe, weltweit das Symbol für beginnende Liebe und für Sexualität. Rechts im Bildausschnitt sehen wir Dreiecke, die auf das Haus weisen. Franz Marc hat mehrere davon gemalt: Die Ohren des Katers, zwei blaugrüne Dreiecke und ein violettes Dreieck direkt rechts unter dem Haus.

Die "Ohren spitzen" sagen wir, wenn wir etwas gehört haben. Hier ist das Ohrenspitzen gemalt durch Wiederholungen der Dreiecke. Wurde der Kater von "seinen" Menschen gerufen? Auch die Bewegung des Kopfes deutet darauf hin. Er dreht den Kopf in Richtung des Hauses, zum Weg.

Aber interessiert den Kater das wirklich?

Detail: Der Bauch des KatersDas Haus ist weit weg, die gelbe Katze ist so nah. Und die gelbe Katze ist ihm jetzt wichtiger. Deshalb hat Franz Marc ihm keine Hinterbeine gemalt. Dort, wo eigentlich die Oberschenkel sitzen, sitzt etwas anderes, in der Form eines Herzens, korrespondierend mit der Farbe der Blume und der Farbe beim Ohr der gelben Katze.

Aber selbst, wenn wir uns vorstellen, ein Bein ist verborgen und das andere Bein ist wie ein Weg gemalt, dann bleibt die Tatsache, dass die Hinterbeine nicht klar zu identifizieren sind.

Der Kater KANN also gar nicht weglaufen. Er fühlt sich vielleicht so, als hätte er keine Hinterbeine, um dem Ruf, der sein Ohr erreicht, nicht folgen zu müssen. Der Maler Franz Marc hat sich in diese Tiere hineinversetzt und sie so gemalt, wie sie sich wohl fühlen.

Die Vorderbeine hingegen sind umso kräftiger dargestellt. Muskulös sind sie, muskelbepackt. Er lässt seine Muskeln spielen, um der gelben Katze zu gefallen. Die Pfoten sind dick und weich gemalt, die Krallen friedlich eingezogen.

Die linke Pfote des Katers

Detail: Die Pfoten des Katersberührt einen grünen Ball, seine rechte zeigt auf ein merkwürdiges Gebilde. Die gelbe Katze ist fasziniert und starrt auf diese Gegenstände. Auch sie scheint etwas zu hören, aber das, was sieht, fordert ihre ganze Aufmerksamkeit. Die beiden Tiere nehmen fast die ganze Bildfläche ein, für die übrige Welt ist jetzt kaum Platz. Die Linienführung ist weich und geschwungen, nur das Haus in der Ferne erscheint eckig. Aber dieses Haus ist so nah am Bildrand - und bald wird es ganz aus dem Bewusstsein der Katzen verschwunden sein.

Der Kater dreht sich also mit seinem Oberkörper in die Richtung des Hauses, aber er bleibt an seinem Platz, bleibt bei der gelben Katze. Er folgt nicht dem Ruf der Menschen, er folgt dem Ruf seines Herzens. Dem Einfluss der Katze kann und will er sich nicht entziehen. Gleich wird er sich wieder seinen Schätzen zuwenden, über die die gelbe Katze nur staunen kann. Und vielleicht wird er ihr Herz gewinnen bei dieser Werbung.

Was bedarf die Natur des Denkens, was des Sorgens?

Das Bild "Zwei Katzen, blau und gelb" von Franz Marc ist ein Meisterwerk der Komposition, der Farbgebung und es ist von ewig gültiger Aussage: Es zeigt die Anziehung der Geschlechter, die Werbung umeinander.

Inga Schnekenburger, Mai 2003

Portrait des Franz Marc, gemalt von August Macke

August Macke: Porträt des Franz Marc. 1910, Öl auf Pappe, 50 × 39 cm. Berlin, Neue Nationalgalerie.

August Macke, geboren am 3. Januar 1887 in Meschede, gestorben am 26.9.1914 in Perthes-les-Hurlus, ebenfalls auf einem Schlachtfeld des Ersten Weltkrieges.

Der Künstler

Franz Marc wurde am 8. Februar 1880 in München geboren. Er starb am 4. März 1916 auf einem Schlachtfeld des Ersten Weltkrieges bei Verdun.

Die Tiere waren das bevorzugte Motiv im Schaffen von Franz Marc. Im Jahr 1912, als er das Bild "Zwei Katzen, blau und gelb" malte, ntstanden noch folgende Tierbilder:

  • Schafe (Bildbetrachtung)
  • Rote Rehe II
  • Tierlegende
  • Hirtin (mit zwei Schafen)
  • Schlafende Hirtin (mit schlafendem Schaf)
  • Blaues Pferdchen (Kinderbild)
  • Kühe, rot, grün und gelb (als wallpaper)
  • Drei Tiere (Ziege, Katze, Pony)
  • nocheinmal Drei Tiere
  • Springende Pferdchen
  • Springendes Pferd
  • Reiter und Pferd im Wald
  • Eidechsen
  • Der Stier
  • Der Affe (Das Äffchen)
  • Die kleinen gelben Pferde
  • Wildpferdchen
  • Tiger (Holzschnitt)
  • Tiger (Öl)
  • Rotes und blaues Pferd
  • Trinkendes Pferd

Surftipp

Galerie mit Katzenbildern und E-Cards mit Kunstwerken
von Katzen bei tierdach.de

Poster: Bilder mit Katzen von Franz Marc

bei allposters.com

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