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- William Holman Hunt "Verirrte Schafe"
Bildbetrachtung von Inga Schnekenburger

Verirrte Schafe
Gemälde von William Holman Hunt:
Unsere englische Küste (Verirrte Schafe), 1852,
Öl auf Leinwand, 43 × 58,5 cm, London, Tate
Gallery. William Holman Hunt:, Our English Coasts, 1852
(Strayed Sheep), Oil on canvas.
Dieses
Bild als POSTER auf Anfrage
Schafe in Gefahr
Die Szene in dem Bild "Verirrte Schafe"
von William Holman Hunt spielt sich an der englischen
Küste ab. Links oben im Bild sehen wir das Meer.
Eine steile Schlucht mit Dornen ist auf dem Gemälde
dargestellt. Eine Schafherde hat sich verirrt. Von der
Herde sieht man circa 20 Tiere. Die Tiere verhalten
sich unterschiedlich.
Die Schafherde gliedert sich optisch
in mehrere Gruppen. Die größte Gruppe befindet
sich oben im Bild, diese Gruppe wirkt unruhig. In der
zweiten Gruppe befinden sich zwei Tiere, die ausgesprochen
ruhig beisammen liegen. Das rechts liegende Schaf scheint
trächtig zu sein, der Bauch ist stark gewölbt.
Die letzte Gruppe befindet sich im Vordergrund des Bildes.Drei
dieser Tiere sind vom Bildrand angeschnitten, die drei
anderen sind am deutlichsten erfasst und befinden sich
in unterschiedlichen Positionen:
Ein Schaf scheint auf das in die Schlucht
gefallene zu blicken und ist selbst nah am Abgrund.
Das Schaf im Abgrund hat sich in Dornen verfangen. Zum
Schluss ist ein Tier dargestellt, das uns anzusehen
scheint, der Blick des Tieres ist direkt auf den Betrachter
gerichtet. Die ganze Szene weist eine große räumliche
Tiefe auf. Den optischen Mittelpunkt des Bildes bildet
das Schaf, das in den Abgrund gestürzt ist.
Die Komposition ist so angelegt, dass
viele Linien abwärts zeigen:

Kompositionsskizze: Die
Tendenz der Linien geht abwärts, diagonal nach
unten

Detail: "Schafe am
Abgrund" aus dem Gemälde: William Holman Hunt:
Verirrte Schafe, 1852, Öl auf Leinwand
Helle Schafe - dunkle Schatten
Die Gefährlichkeit der Situation
wird auch durch dunkle, fast unheimliche Schatten betont.
Auch die Schatten markieren die Richtung: es geht nach
unten, es geht abwärts. Die Tiere heben sich kontrastreich
vom Hintergrund ab und korrespondieren in der Helligkeit
mit dem Himmel.
Einige der Schafe sind jedoch so dunkel
wie der Untergrund, so dass ein Eindruck der Unübersichtlichkeit
ensteht, was der Situation entgegenkommt. An zwei Stellen
des Bildes ist die Gefahr, in den Abgrund zu stürzen,
besonders drastisch. Im Detailbild "Schafe am Abgrund"
und im Detailbild "Aufmerksam".
Zum Ersten entsteht die Gefahr durch
nachdrängende Schafe, zum Zweiten dadurch, dass
sich ein Schaf zu dem bereits abgestürzten wendet
(Detail unten). Auch das, was fehlt, was nicht im Bild
zu sehen ist, erregt in diesem Zusammenhang Besorgnis:
es ist kein Schäfer da. Das Schaf ist eines unserer
ältesten Haustiere, wenn wir an Schafe denken,
stellen wir uns auch einen Schäfer dabei vor, der
die Schafe behütet.

Detail: "Aufmerksam"
aus dem Gemälde: William Holman Hunt: Unsere englische
Küste (Verirrte Schafe), 1852, Öl auf Leinwand

Die Farbigkeit
wird von Grün in allen Schattierungen
dominiert: Oben im Bild, also entfernt vom eigentlichen
Geschehen, geht Blau in Blaugrün über. Den
weitaus größeren Bereich bildet ein Olivgrün.
Die größte Fläche nimmt ein Braungrün
ein, immer durchsetzt von Grün. Direkt über
dem abgestürzten Schaf sind grüne Blätter
gemalt, die das hellste Grün erhalten haben.
Die Fellfarbe der Schafe variiert, das
hellste Schafsfell hat das Tier, das sich zu dem abgestürzten
Schaf wendet. Bei ihm ist ein Lichtfleck im Kopf- und
Schulterbereich gemalt. (Es scheint das einzige Schaf
zu sein, das sich dem gestürzten Schaf zuwendet.)
Auch Rot ist punktuell verwendet worden.
Einige Schafe sind rot markiert, um den Besitz anzuzeigen.
Rote und rosafarbene Blumen blühen im Abgrund beim
abgestürzten Schaf. Die braungrüne Erde ist
mit rötlichen Farbtupfern durchsetzt. Die meisten
Schafe sind beigefarben, einige haben ein dunkles, rötlichbraunes
Fell.
Grün dominiert also, wird aber ergänzt
durch etwas Blau und wenig Rot.

Detail: "Das Schaf
im Abgrund in Dornen verstrickt"aus dem Gemälde:
William Holman Hunt: Unsere englische Küste
Dieses Schaf befindet sich in der größten
Gefahr. Die anderen Schafe können es nicht befreien.
Vielleicht kommt der Schäfer noch rechtzeitig,
um das Tier aus der misslichen Lage zu befreien. Nicht
nur, dass es abgestürzt ist, sondern auch die Tatsache,
dass es von Dornen umfangen ist, betont die schlimme
Lage. Wahrscheinlich handelt es sich um ein relativ
junges Schaf, der Kopf wirkt "jung". Die Augen
sind ängstlich geweitet, die Ohren aufgestellt.
Wenn es versucht, freizukommen, wird es sich noch mehr
in die Dornen verstricken.

Detail: "Das Schaf,
das uns ansieht" aus dem Gemälde: William
Holman Hunt: Unsere englische Küste (Verirrte Schafe),
1852
Dieses Schaf scheint den Betrachter direkt anzusehen.
Dadurch wird der Betrachter ins Geschehen einbezogen.
Es scheint zu fragen: "Hilfst Du uns?" Das
Werk von William Holman Hunt ist ungewöhnlich.
Schafe werden meist in einem anderen Zusammenhang dargestellt.
Friedlich weidende Schafe, Schafe im Stall, Schafe mit
Schäfer und Schäferhund, ruhende Schafe (z.B
Bild von Franz Marc), Schafe mit Jesus Christus,
Schafe als Opfertiere. Aber Schafe in Gefahr - das ist
ein seltenes Motiv in der Kunstgeschichte.
Da sich William Holman Hunt stark mit
der Religion auseinandersetzte und viele religiöse
Bilder malte, könnte dieses Bild auch symbolisch
gemeint sein. Die Schafe, also die Christen, befinden
sich in Gefahr, weil sie vom "rechten Weg"
abgekommen sind und ihren Hirten (Jesus) nicht mehr
sehen. Sie haben Das
Licht der Welt aus den Augen verloren...
Das Werk hat aber auch eine allgemein
gültige Aussage: Wir sind manchmal von Gefahren
umgeben. Wenn wir unvorsichtig sind, fallen wir in den
Abgrund. Wenn wir vorsichtiger und aufmerksam sind,
kann uns der Abgrund weniger anhaben. Und wenn wir -
auch im Angesicht großer Gefahr - umsichtig bleiben
und die Ruhe bewahren (wie die beiden ruhenden Schafe
im Detail - Bild unten), dann kann uns wenig geschehen.
Inga Schnekenburger, 27. Mai 2003

Detail: "Ruhende Schafe
inmitten der Gefahr" aus dem Gemälde: William
Holman Hunt: Unsere englische Küste (Verirrte Schafe)
Vergleichen Sie das Bild mit dem Gemälde
von Franz Marc "Schafe"
Der Künstler
William Holman Hunt, englischer
Maler. geboren am 2. April 1827 in London, gestorben
am 7. September in 1910 Kensington. William
Holman Hunt gilt als der Hauptmeister der englischen
Präraffaeliten. Er gründete 1848 mit
Rosetti und Milais die "Pre- Raphael- Brotherhood".
Hunt schuf mehrere religiöse Werke. Auch
Themen aus der Literatur regten ihn zu Gemälden
an. In seinen Bildern finden wir oft Symbole.
Sein erstes bekanntes Werk "Das Licht der
Welt" (1854, Oxford) erregte Aufsehen.
Er ging nach Palästina, um seinen religiösen
Werken mehr Authentizität zu verleihen.
Hinweis
Bei Poster.net können Sie
"Light Of The World" ("Das Licht
der Welt") von William Holman Hunt bestellen.
Hier finden Sie Werke von William Holman
Hunt
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Werke (Auswahl)
- Claudio and Isabella. 1849. Oil on panel.
Tate Gallery, London, UK.
- A Converted British Family Sheltering a
Christian Priest from the Persecution of the
Druids. 1850. Oil on canvas. Ashmolean Museum,
Oxford, UK.
- Valentine Rescuing Sylvia from Proteus.
1851. Oil on canvas. City Art Gallery, Birmingham,
UK.
- The Hireling Shepherd. 1851. Oil on canvas.
Manchester City Galleries, Manchester, UK.
- The Awakening Conscience. 1853. Oil on
canvas. Tate Gallery, London, UK.
- The Scapegoat. 1854. Oil on canvas. Lady
Lever Art Gallery, Port Sunlight, Liverpool,
UK.
- The Finding of the Savior in the Temple.
1854-1860. Oil on canvas. City Art Gallery,
Birmingham, UK.
- London Bridge on the Night of the Wedding
of the Prince and Princess of Wales. 1863.
Oil on canvas. Ashmolean Museum, Oxford, UK.
- Isabella and the Pot of Basil. 1866-1868.
Oil on canvas. Laing Art Gallery, Newcastle,
UK.
- The Ponte Vecchio, Florence. 1867. Watercolour
on paper. Victoria & Albert Museum, London,
UK.
- The Lady of Shalott. c.1889-92. Tempera
and oil on panel. City of Manchester Art Galleries,
Manchester, UK.
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Surftipp:
400 Schafe in Schlucht gestürzt.
Wie das Unglück passieren konnte, ist noch unklar:
Mehrere hundert Meter tief sind 400 Schafe in der Provence
im Süden Frankreichs in der Nacht zum Sonntag in
eine Schlucht gestürzt. Sie starben bei dem Sturz.
Möglicherweise seien sie bei einem schweren Unwetter
in Panik geraten, so die Behörden in Sospel .
tierdach.de, Schafe, Seite 2, "Das Schweigen der
Lämmer". Bei tierdach.de: Seite 1: Allgemeines
über Schafe, Seite 2: Das Schweigen der Lämmer,
Seite 3: Reisende - ein Gedicht, Seite 4: Berühmte
Schafe, Seite 5: Dia-Show mit wunderschönen Schaf-Fotos.
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