Martin Schongauer hat in diesem
Weihnachtsbild
auch ein wunderschönes Portrait eines Ochsen
geschaffen
Dieses Tafelbild ist ein kostbares
Kleinod der deutschen Spätgotik. Hier soll
nur auf den Ochsen und das Jesuskind eingegangen
werden. Der Ochse ist nach Augustinus das Sinnbild
des auserwählten jüdischen Volkes.
Und dieser Ochse wiederum
scheint ein ausgewählt schönes Tier
zu sein: Besonders die Augen sind sehr ausdrucksvoll.
Das Tier scheint zu träumen und wirkt gleichzeitig
wach! Es ruht vollkommen in sich. Die schwarzbraunen
Augen dieses Ochsen haben fast einen menschliches
Aussehen, die hellen "Augenbrauen" betonen
die Schönheit der mandelförmigen Augen.
Bewachend liegt es da, direkt über
dem Jesuskind (siehe Ausschnitt oben links). Der
Kopf ist wohlgeformt und edel, eher schmal. Die
Stirn ist hoch und wirkt klug. Die leicht gewellten
rötlichbraunen Kopfhaare sind in der Mitte
gescheitelt, so als hätte sich der Ochse
für das freudige Ereignis seine Mähne
nett zurechtgeschüttelt. Die Hörner
krönen den Kopf, sie sind perfekt geschwungen
und ebenmäßig. Sie erinnern an Antennen,
die auf Botschaften eingestellt sind. Die Ohren
sind zottelig behaart und wie zum Lauschen aufgestellt.
Hört der Ochse himmlische Musik?
Die Nüstern wirken feucht,
so als hätte er gerade mit der Zunge darübergefahren,
die rosafarbene Zunge sieht man nur an der Spitze.
Der Kopf des Ochsen ist von Martin Schongauer
so platziert, dass die Mittellinie direkt auf
das Herz von Jesus zeigt.
Und wir - haben wir ein Herz für
die Rinder?
Inga Schnekenburger, Januar
2001
Hinweise:
- Auf der Weihnachtsseite
von onlinekunst.de gibt es viele Weihnachtsbilder,
auf denen oft auch ein Rind abgebildet ist,
zusammen mit einem Esel.
- Im neuen Adventskalender
gibt es zusätzlich herrliche Weihnachtsbilder
von großen Künstlern: Ochs und
Esel fehlen fast nie....
- Weitere Bildbesprechungen von Kunstwerken
mit Tieren finden Sie hier: onlinekunst.de/tiere
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