Barthelemy
Menn, der oft mit seinen Studenten dorthin
kommt, wird auf Ferdinand Hodler aufmerksam. Er
nimmt ihn in seine Malklasse auf und Ferdinand
Hodler ist sein begabtester Schüler. Er wohnt
bei der Halbschwester Maria Elise, die mit einem
Arzt verheiratet ist, in Herzogenbuchsee. Durch
seine Malerei kann er sich eine Spanienreise und
einen Aufenthalt in den Schweizer Bergen leisten.
1881,
mit 28 Jahren, mietet er sich ein Atelier, armselig
und ohne Möbel, aber er hat sein erstes eigenes
Atelier. Die Näherin Augustine Dupin
steht ihm Modell und wird seine Geliebte. Sie
heiraten nicht, obwohl 1887 der Sohn Hector geboren
wird.
Er
heiratet 1889 Bertha Stucki, die Ehe wird
aber schon 1891 wieder geschieden. Ferdinand Hodler
lebt wieder mit Augustine Dupin zusammen. Es
existiert von Bertha nur ein Rückenakt im
vorderen rechten Teil des Gemäldes "Die
Nacht" (1889).

Ferdinand
Hodler: Die Nacht. 1889-1890, Öl auf Leinwand,
116,5 × 299 cm.
Bern, Kunstmuseum. Land: Schweiz. Stil: Symbolismus.
Dieses
Gemälde erregte Aufsehen. Das Bild ist ein
Selbstbildnis in Akten in Variationen von Schlaf
und Tod, von Todesangst und Überwindung.
Auch die Problematik zwischen Mann und Frau wird
thematisiert.
Die nackten Figuren ruhen auf schwarzen Tüchern,
im Mittelpunkt des Bildes liegt ein Mann, auf
dem sich eine in ein schwarzes Tuch gehüllte
- wahrscheinlich weibliche Gestalt - kniet. Das
Gesicht des Mannes (Hodlers Gesicht) zeigt Todesangst,
die Augen sind weit aufgerissen.
Es
sollte im Musee Rath ausgestellt werden, doch
der Genfer Stadtpräsident Turrettini entscheidet
gegen den Willen der Jury, daß das Bild
gegen die "gute Sitte " verstößt.
Es wird entfernt. Ferdinand Hodler zeigt das
Bild (wie seinerzeit Courbet ) gegen einen Franken
Eintritt in einem benachbarten Saal. 1300 Schweizer
wollen das Bild sehen.
Anschließend
reist Hodler mit dem Bild nach Paris und dort
ist ihm ein großer Erfolg beschieden. Die
Jury der "Societe du Champ-de-Mars",
deren Präsident Puvis de Chavannes war, nahm
das Werk einstimmig an und hängte es in den
Ehrenraum. Ferdinand Hodler avancierte zum großen
Künstler. In Paris malt er das "Pariser
Selbstbildnis", es zeigt ihn in Siegerpose
(siehe oben). Auf der VII. Internationalen Kunstausstellung
in München erhielt er für die "Nacht"
die Goldmedaille und 1899 wurde er in Venedig
geehrt.
Auf
der Weltausstellung in Paris bildete das Werk
den Mittelpunkt der modernen Kunst. Ferdinand
Hodler bekennt sich zu den Rosenkreuzern und malt
Bilder, die ihre Ideologie verherrlichen. Meist
sind es Augustine und der Sohn Hector, die Modell
stehen für die Gemälde:

Ferdinand
Hodler: Der Auserwählte. 1893-1894. Öl und Tempera
auf Leinwand
219 × 296 cm. Bern, Kunstmuseum. Land: Schweiz.
Linktipp: Engel-Kalender
bei onlinekunst.de
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