Der COMPUTERGARTEN am 24. Juli

Elfen auf dem Zirkus - Trapez Computer Collage von Inga Schnekenburger

Die Elfen und Zwerge im Computergarten bauten heute einen Zirkus auf
Die Elfen selbst kletterten auf hohe Blumen und sprangen, sich an den Händen
fassend, auf das Trampolin: Und das alles für Frank Wedekind zu seinem Geburtstag!
Bild: Computercollage für Frank Wedekind von Inga Schnekenburger, 1998

Hintergrundmusik: The Music of Dieter Carels Divites Op. 1, Nr. 4


Frank Wedekind
Schriftsteller. geboren am 24. Juli 1864 in Hannover, gestorben am 9. März 1918 in München

 

Portraitfoto Frank Wedekind

 

An mich

Wenn dir ein Schaden am Leibe frißt,
Jammre nicht, sondern handle;
Und wenn du glücklich gewesen bist,
Nimm dein Bett und wandle.
Ärgert dein Aug dich,
so reiß es aus,
Sonst ärgert es dich an beiden;
Und keift dir ein schlimmes Weib zu Haus,
So geh und lasse dich scheiden.
Und wird dir das Beten und Fasten zu dumm,
Richte, schlichte, verzichte;
Und haranguiere das Publikum
Nicht erst durch Weltschmerzgedichte.

Frank Wedekind

 

Frank Wedekind Foto im Stuhl

 

Ilse

Ich war ein Kind von fünfzehn Jahren,
ein reines, unschuldsvolles Kind,
als ich zum ersten Mal erfahren,
wie süß der Liebe Freuden sind.

Er nahm mich um den Leib und lachte
und flüsterte: O welch ein Glück!
Und dabei bog er sachte, sachte
mein Köpfchen auf das Pfühl zurück.

Seit jenem Tag lieb ich sie alle,
des Lebens schönster Lenz ist mein;
und wenn ich keinem mehr gefalle,
dann will ich gern begraben sein.

Frank Wedekind

 

Frank Wedekind

forderte in seinen Dramen die triebfeindliche, lebensfeindliche Moral heraus. Er entlarvte sie als Heuchelei und stellte eine lebensbejahende, die Sexualität feiernde Weltsicht gegenüber. Die Freiheit und Schönheit der Sexualität bejahenden Menschen fand er nur in den Außenseitern der Gesellschaft: beim Zirkus, bei den Hochstaplern und Dirnen, wenn auch in verzerrter Form.

Frank Wedekind zeichnete das Leben als Rutschbahn, als Zirkus

Er bediente sich der Übersteigerung ins Groteske (Der Tantenmörder) und ins Absurde. Sein Ansatz ist naturalistisch, weist aber mit den marionettenhaft gezeichneten Menschen in den Expressionismus und ins absurde moderne Theater.

Zunächst stand er unter Einfluss von Gerhart Hauptmann, dann wendete er sich von Hauptmanns Naturalismus ab und bevorzugte neue dramatische Formen. Seit 1895 arbeitete er als freier Schriftsteller in Berlin, München, Zürich, Dresden und auch in Leipzig. Frank Wedekind war seit 1906 mit der Schauspielerin Mathilde (Tilly) Newes verheiratet.

Er arbeitete als Zirkusdirektor und als Kabarettsänger, er trat als Schauspieler in eigenen Stücken auf und er arbeitete am Simplicissimus mit. Er war mutig und ehrlich. Frank Wedekind musste wegen "Majestätsbeleidigung " ab 1899 für zwei Jahre in Festungshaft.

Wedekind

steht außerhalb der Gesellschaft, fast außerhalb der Welt. Er malt die Welt in leiser absonderlicher Verzerrung; doch ihr echtes Wesen strahlt heraus. Er verrückt unmerkbar die Linien; aber die Gestalten sind real. Und wenn sie durcheinanderschießen, wenn sie eine ulkige Beleuchtung in tragischen Verhältnissen zeigen: dann wird das Spiel dieses dunklen, komischen und erbarmungslosen Lebens als ein Spiel bewusst. Man genießt den seltenen Anblick eines ganz Losgelösten. Wir ehren, inmitten vieler Heuchelei, so eine gemeine Aufrichtigkeit.

Alfred Kerr

HAUPTWERKE

Dramen

  • Frühlings Erwachen 1891
  • Erdgeist 1895
  • Büchse der Pandora ("Lulu-Tragödie" 1901). Die Büchse der Pandora wurde von Alban Berg 1929 - 1935 vertont.
  • Der Kammersänger 1899
  • Schloß Wetterstein 1901
  • Der Marquis von Keith 1901
  • So ist das Leben 1902
  • Hiddala oder Sein und Haben 1904 (Karl Hetmann der Zwergriese)
  • Totentanz 1906 (Tod und Teufel)
  • Musik 1908
  • Oaha 1908 (Till Eulenspiegel)
  • Die Zensur 1908
  • Franziska 1912
  • Simson 1914
  • Bismarck 1916
  • Herakles 1917

Erzählungen

  • Die Fürstin Russalka 1897
  • Mine Ha-Ha oder über die körperliche Erziehung
    der jungen Mädchen 1903
  • Feuerwerk 1906

Lyrik

  • siehe Leseproben "An mich" und "Ilse"
  • Die vier Jahreszeiten 1905, Lautenlieder hg 1920

Buchtipps

Frühlings Erwachen
Eine Kindertragödie.
Zürich 1891. von Frank Wedekind Sprache: Deutsch 163 Seiten - Dtv

Frank Wedekind
Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. von Günther Seehaus

 

Hinweis

EDITION TEXT + KRITIK - Abonnements z.B. über amazon.de

Text und kritik 1996 Text und kritik 2003

  • Frank Wedekind. Text und Kritik 1996. Frank Wedekind: Beiträge verschiedener Autoren.
  • Adalbert Stifter. Oktober 2003. Beiträge verschiedener Autoren. Titelbild von Inga Schnekenburger

 

Surftipps

zur Ausstellung

externe Links

 

Zum Abschied noch ein Gedicht von Frank Wedekind:

Mein Käthchen

Mein Käthchen fordert zum Lohne
Von mir ein Liebesgedicht.
Ich sage: Mein Käthchen verschone
Mich damit, ich kann das nicht;

Ob überhaupt ich dich liebe
Das weiß ich nicht so genau;
Zwar sagst du ganz richtig, das bliebe
Gleichgültig; doch, Käthchen, schau:

Wenn ich die Liebe bedichte,
Bedicht' ich sie immer vorher,
Denn wenn vorbei die Geschichte,
Wird mir das Dichten zu schwer.

Frank Wedekind (1864-1918)

 
 

 

http://www.onlinekunst.de/julizwei/Frank_Wedekind.htm